

Digitalisierung und Datenschutz – Ein Balanceakt zwischen Innovation und Sicherheit
Die Digitalisierung ist unaufhaltsam und verändert unsere Gesellschaft in rasantem Tempo. Ob im Gesundheitswesen, in der Steuerberatung, Wirtschaft oder im privaten Alltag – digitale Technologien ermöglichen neue Geschäftsmodelle, erleichtern Prozesse und steigern die Effizienz.
Doch mit dem Fortschritt gehen auch immer Herausforderungen einher – in diesem Fall insbesondere bezüglich des Datenschutzes. Unweigerlich stellt sich die Frage, wie die digitale Transformation mit dem Schutz persönlicher Daten in Einklang gebracht werden kann.
Digitalisierung als Treiber der Transformation
Die digitale Transformation beeinflusst nahezu alle Bereiche des Lebens: Unternehmen digitalisieren ihre Dienstleistungen, Behörden automatisieren Abläufe und Privatpersonen interagieren vermehrt online. Daten sind das Gold der Zukunft und der Schlüssel zur Innovation: von künstlicher Intelligenz über personalisierte Apps bis hin zu biometrischen Zugangskontrollen und autonomem Fahren. Doch je mehr Daten gesammelt und verarbeitet werden, umso grösser wird das Risiko für Sicherheitslücken und Missbrauch ebendieser.
Ein entscheidender Faktor für eine nachhaltige Digitalisierung ist der Schutz von Personendaten. In der Schweiz regelt das revidierte Datenschutzgesetz (DSG), das am
1. September 2023 in Kraft getreten ist, den Umgang mit Personendaten und lehnt sich dabei stark an die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) an und geht stellenweise durch sog. Swiss Finishes auch darüber hinaus.
Herausforderungen und Risiken der digitalen Transformation
Trotz strenger Richtlinien gibt es zahlreiche Herausforderungen, die Unternehmen und Organisationen bewältigen müssen:
- Künstliche Intelligenz und Datenschutz: KI-Technologien benötigen grosse Datenmengen, was oft mit datenschutzrechtlichen Fragestellungen einhergeht. Die Transparenz und Nachvollziehbarkeit von KI-Entscheidungen bleibt eine der grössten Herausforderungen.
- Compliance-Kosten: Besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind die Anforderungen an den Datenschutz eine grosse finanzielle und organisatorische Herausforderung.
- Cyberkriminalität: Hackerangriffe, Phishing und Datenlecks stellen eine wachsende Bedrohung dar.
- Rechtsunsicherheit: International nicht einheitliche Datenschutzregelungen erschweren die Umsetzung von Datenschutzstrategien für global agierende Unternehmen.
Datenschutz als Innovationsfaktor
Datenschutz wird oft als hinderlich für Innovationen gesehen. Tatsächlich kann ein hoher Datenschutzstandard aber ein Wettbewerbsvorteil sein. Unternehmen, welche das Thema Datenschutz seriös umsetzen, geniessen ein höheres Vertrauen bei ihren Kunden und Geschäftspartnern.
Zudem fördert der Datenschutz sichere digitale Innovationen, indem er klare Rahmenbedingungen schafft und zur Entwicklung nachhaltiger und datensparsamer Lösungen motiviert.
Technologien wie Blockchain beispielsweise können für mehr Datensicherheit sorgen, während dezentrale Speicherlösungen und Verschlüsselung das Risiko von Datenmissbrauch minimieren. Privacy-Enhancing-Technologien (PETs) ermöglichen die Verarbeitung sensibler Daten, ohne die Privatsphäre der Nutzer zu gefährden.
Zukunftsperspektiven: Digitalisierung und Datenschutz im Einklang
Der technologische Fortschritt wird weiter voranschreiten, und der Umgang mit Daten wird ein zentrales Thema bleiben. Auf die Frage, welche zukünftigen Entwicklungen erwartet werden können, macht KI selbst folgende Angaben:
- Regulierung von KI und Big Data: Neue Gesetze werden erforderlich sein, um den ethischen Umgang mit KI und grossen Datenmengen zu gewährleisten.
- Stärkere internationale Zusammenarbeit: Datenschutzgesetze müssen harmonisiert werden, um eine einheitliche Grundlage für den globalen Datenaustausch zu schaffen.
- Dezentralisierte Datenspeicherung: Anstatt Daten in zentralen Cloud-Servern zu lagern, könnten Peer-to-Peer-Netzwerke und Blockchain-Technologien verstärkt eingesetzt werden, um die Kontrolle über persönliche Daten zurückzugeben.
- Automatisierte Datenschutzlösungen: Künftig werden KI-gestützte Datenschutzlösungen eine grössere Rolle spielen, um Datenschutzrichtlinien effizient umzusetzen und Schwachstellen frühzeitig zu erkennen.
Datenschutz in Digitalisierungsprojekten
Datenschutz sollte von Beginn an in Digitalisierungsprojekte integriert werden. Die frühzeitige Einbindung von Datenschutzexperten sowie die Beteiligung eines internen oder externen Datenschutzbeauftragten stellt sicher, dass gesetzliche Anforderungen berücksichtigt und Risiken minimiert werden.
Eine Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) sollte bereits in der Planungsphase erfolgen, um potenzielle Risiken für die Privatsphäre zu identifizieren und entsprechende Schutzmassnahmen einzuplanen. Zudem müssen die Interessen aller Stakeholder, insbesondere der Endnutzer, berücksichtigt werden, damit Datenschutzanforderungen klar definiert und in den Projektzielen verankert sind.
Während der Umsetzung müssen Datenschutzanforderungen in einem eigenen Arbeitspaket abgebildet und deren Einhaltung durch das Projektmanagement sichergestellt werden. Alle relevanten Datenschutzentscheidungen und Massnahmen sollten dokumentiert werden – dies erleichtert die Nachverfolgbarkeit und ermöglicht eine rechtskonforme Umsetzung.
Nach Projektabschluss sollte eine regelmässige Evaluierung der Datenschutzmassnahmen erfolgen. Technologische Entwicklungen und das Feedback von Nutzern können helfen, bestehende Datenschutzpraktiken zu verbessern und zukünftige Digitalisierungsprojekte datenschutzfreundlicher zu gestalten. Durch die konsequente Integration des Datenschutzes in den Projektmanagementprozess lässt sich nicht nur die Compliance sicherstellen, sondern auch das Vertrauen in digitale Lösungen nachhaltig stärken.
Fazit
Die Digitalisierung bietet immense Chancen, erfordert jedoch einen verantwortungsvollen Umgang mit Personendaten. Der Datenschutz sollte nicht als Hindernis, sondern als integraler Bestandteil einer nachhaltigen digitalen Strategie verstanden werden.
Unternehmen, Behörden und die Gesellschaft als Ganzes sind gefordert, innovative Lösungen zu entwickeln, die den Spagat zwischen technologischer Innovation und dem Schutz individueller Rechte meistern. Nur so kann die digitale Zukunft sicher, nachhaltig und vertrauenswürdig gestaltet werden.
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Autoren
Anja Schmitz
Anja Schmitz ist Juristin und Senior Consultant sowie Partner der Projektas GmbH, mit Sitz in Zug/Schweiz. Sie ist spezialisiert auf die Themen Corporate Governance, Compliance und Datenschutz sowie dem Business Continuity Management. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der Management-Beratung und in der Projektleitung.
Nicolas Graf
Als Geschäftsführer der GRAF FORM GmbH, welche sich der digitalen Transformation von Unternehmen verschrieben hat und Partner verschiedener Kollaborationsnetzwerke ist, ist es Nicolas Graf ein persönliches Anliegen, das Thema Datenschutz bei der digitalen Transformation zu unterstützen.
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