Die E-Bilanz als Meilenstein der digitalen Steuerdeklaration für juristische Personen
Mit der E-Bilanz wird die Steuerdeklaration für juristische Personen deutlich einfacher: Bilanz und Erfolgsrechnung lassen sich künftig digital und automatisiert aus der Buchhaltung übernehmen. Das spart Zeit, reduziert Fehler und sorgt für mehr Transparenz. Unternehmen tun gut daran, jetzt die Vorbereitungen für die E-Bilanz anzupacken.
Die heutige Steuerdeklaration für juristische Personen ist vielerorts noch von Medienbrüchen und manuellem Aufwand geprägt. Mit der Einführung der E-Bilanz schaffen die Kantone nun die Grundlage für einen durchgängig digitalen, standardisierten und kantonsübergreifend einheitlichen Prozess.
Die Steuerdeklaration für juristische Personen ist bis heute in vielen Kantonen von Medienbrüchen, Doppelspurigkeiten und hohem manuellem Aufwand geprägt. Immer wieder müssen Daten aus der Buchhaltung in andere Systeme überführt, manuell nachgetragen oder nach steuerlichen Anforderungen angepasst werden. Dies kostet nicht nur Zeit und Geld, sondern erhöht auch die Fehleranfälligkeit.
Mit der Einführung der E-Bilanz schaffen die Kantone nun die Grundlage für einen bedeutenden Digitalisierungsschritt: ein einheitliches, maschinenlesbares und digitales Standardformat, das Bilanz und Erfolgsrechnung automatisiert aus der Buchhaltung in die kantonale Deklarationslösung überträgt. Damit verändern sich sowohl der Prozess für Unternehmen als auch die Arbeitsweise der Steuerverwaltungen grundlegend.
Die Übermittlung der E-Bilanz erfolgt nicht direkt an die Steuerbehörden. Die Schweizerische Steuerkonferenz (SSK) hat hier einen Zwischenschritt eingebaut, der auf der Infrastruktur des Vereins Swissdec aufbaut. So werden die Daten aus dem ERP- oder Buchhaltungssystem per Knopfdruck an Swissdec übermittelt. Von dort erfolgt die strukturierte, standardisierte und rechtskonforme Weiterleitung an die Steuerdeklaration des Hauptsteuerdomizils. Dies stellt unter anderem sicher, dass keine «unnötigen» Daten auf Vorrat an die Steuerbehörden übermittelt werden.
Warum eine E-Bilanz?
Die Motivation hinter der E-Bilanz ist klar: Weniger Aufwand, höhere Datenqualität und ein schnellerer Deklarationsprozess. Bislang mussten Unternehmen ihre Jahresrechnung häufig in einer vereinfachten Form hochladen, anschliessend zahlreiche Ergänzungen manuell erfassen und steuerliche Besonderheiten berücksichtigen.
Die E-Bilanz eliminiert einen Grossteil dieses Aufwands, indem sie standardisierte, strukturierte Daten bereitstellt. Enthalten sind sämtliche Positionen von Bilanz und Erfolgsrechnung, die aus dem vorhandenen ERP- oder Buchhaltungssystem exportiert werden können. Damit verschwindet die fehleranfällige Übertragung von Papier- oder PDF-Dokumenten und Steuerverwaltungen erhalten klar strukturierte, sofort weiterverarbeitbare Daten.
Den Kontenplan anpassen
Die Basis der E-Bilanz bildet die CH-Taxonomie – ein verbindliches, kantonsübergreifendes Datenmodell. Dieses orientiert sich an der handelsrechtlichen Mindestgliederung nach OR, geht aber darüber hinaus. Um eine präzisere Abbildung von Geschäftsvorfällen zu ermöglichen, wird die Gliederung gemäss dem KMU-Kontenplan zugrunde gelegt.
Ein Beispiel ist der Bereich Sachanlagen und Abschreibungen: Während nach Obligationenrecht nur Sammelpositionen vorgesehen sind, benötigt die Steuerpraxis differenzierte Angaben, insbesondere weil unterschiedliche Abschreibungssätze gelten. Die CH-Taxonomie trägt dem Rechnung, indem sie eine feinere Gliederung vorsieht, die mit dem KMU-Kontenplan übereinstimmt.
Wenn das ERP- oder Buchhaltungssystem – und somit die künftige E-Bilanz – auf dem KMU-Kontenplan basiert, können viele steuerlich relevante Angaben automatisiert vorausgefüllt werden. Manuelle Zusatzangaben werden deutlich reduziert. Für Unternehmen bedeutet das: weniger Arbeit bei gleichbleibender Transparenz und Korrektheit.
Wie funktioniert die Übermittlung?
Unternehmen haben künftig drei Möglichkeiten, ihre E-Bilanz zu übermitteln:
- Direkte digitale Übermittlung
Wer ein modernes ERP- oder Buchhaltungssystem nutzt, kann die E-Bilanz vollständig digital und ohne Medienbruch an die kantonale Deklarationslösung senden. Das spart am meisten Aufwand und ermöglicht den schnellsten Prozess.
- Manueller Upload einer Datei
Alternativ lässt sich die E-Bilanz aus dem Buchhaltungssystem exportieren und als Datei in die Deklarationslösung hochladen. Dieses Verfahren eignet sich für Unternehmen, die nicht über eine direkte IT-Anbindung verfügen, aber dennoch die Vorteile der Standardisierung nutzen möchten.
- Klassische manuelle Eingabe
Auch die bisherige Möglichkeit, sämtliche Positionen manuell in der Deklarationslösung zu erfassen, bleibt bestehen. Damit können Unternehmen, die (noch) keine E-Bilanz erstellen, weiterhin eine Steuererklärung abgeben – allerdings ohne Automatisierungseffekte.
Vereinfachung des Deklarationsprozesses
Der Nutzen der E-Bilanz zeigt sich besonders dort, wo keine steuerrechtlichen Abweichungen vom handelsrechtlichen Abschluss notwendig sind. In diesen Fällen ist die Deklaration mit der E-Bilanz praktisch abgeschlossen – es muss lediglich die Gewinnverwendung ergänzt werden.
Das spart enorm Zeit. Wo bisher viele Einzelangaben händisch gemacht werden mussten, füllt die Deklarationslösung künftig einen Grossteil automatisch aus. Gleichzeitig wird die Fehlerquote im Vergleich zur manuellen Dateneingabe erheblich reduziert.
Vorteile auf einen Blick
Die Einführung der E-Bilanz bringt zahlreiche konkrete Vorteile für Unternehmen und Verwaltungen:
- Reduktion des Aufwands: ein Grossteil der Daten wird automatisch importiert und vorausgefüllt.
- Höhere Datenqualität: strukturierte, einheitliche Daten verringern Fehler und Missverständnisse.
- Effizienzgewinne: digitale Prozesse beschleunigen sowohl das Einreichen wie auch die Prüfung durch die Steuerverwaltung.
- Transparenz und Nachvollziehbarkeit: trotz Automatisierung bleiben alle steuerlich relevanten Informationen sichtbar.
- Flexibilität: Unternehmen können zwischen direkter Übermittlung, Datei-Upload oder manueller Eingabe wählen.
Ein Beitrag zur digitalen Transformation der Steuerwelt
Die E-Bilanz ist weit mehr als nur ein technisches Datenformat. Sie ist ein Katalysator für die digitale Transformation im Steuerwesen. Während Unternehmen von Zeit- und Kosteneinsparungen profitieren, können Steuerverwaltungen ihre Prozesse effizienter gestalten, Eingaben schneller prüfen und auf einheitlichen Datenstandards aufbauen.
Langfristig eröffnet die Standardisierung auch Potenziale für weitergehende Automatisierungen, etwa im Bereich der Plausibilitätsprüfung oder der Vernetzung mit anderen steuerlichen Erklärungsprozessen.
Fazit
Die E-Bilanz ist ein zentraler Schritt hin zu einer modernen, digitalen Steuerdeklaration für juristische Personen in der Schweiz. Sie schafft die Voraussetzungen für schlankere, fehlerärmere Prozesse und fördert die kantonsübergreifende Einheitlichkeit. Unternehmen gewinnen Zeit und Sicherheit, die Behörden erhalten strukturierte, hochwertige Daten.
Ob per automatisierter Übermittlung aus dem ERP, per Dateiupload oder durch manuelle Eingabe: Mit der E-Bilanz steht allen Unternehmen ein klarer, transparenter Prozess zur Verfügung.
Der Weg zur effizienten, digitalen Steuerdeklaration ist damit geebnet – und die E-Bilanz bildet das Fundament.
26 Kantone, 1 Standard
Als Grundlage für die digitale Steuerdeklaration für juristische Personen haben die Kantone unter der Federführung der Schweizerischen Steuerkonferenz (SSK) einen neuen nationalen Standard ausgearbeitet. Die Positionen und Beilagen, die für die Steuerdeklaration massgeblich sind, wurden schweizweit harmonisiert, gleichzeitig werden kantonale Besonderheiten berücksichtigt.
Das kantonale Steueramt Zürich hat als erster Kanton im August 2025 eine Online-Deklarationslösung für juristische Personen basierend auf dem neuen Standard eingeführt. Ab der kommenden Steuerperiode wird damit auch das automatisierte Hochladen der E-Bilanz möglich sein. Weitere Kantone planen den Einstieg ab 2026. Ziel ist es, dass mittelfristig alle 26 Kantone den Standard anwenden und damit die E-Bilanz als festen Bestandteil der Steuerdeklaration für juristische Personen etablieren.
Autoren
Marianne Nufer
dipl. Steuerexpertin, LL.M., EMBA
Leitung des SSK-Projekts Standardisierung E-Bilanz und Vereinheitlichung Ziffern JP
marianne.nufer@anma.swiss
Michael Baeriswyl
Betriebsökonom HWV, diplomierter Wirtschaftsprüfer
Delegierter SSK-Ressort Informatik, Schweizerische Steuerkonferenz SSK
michael.baeriswyl@ssk.ewv-ete.ch
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